Der grüne Golfer?

#9 Golfeinstieg: Das Spiel und die Umwelt

von Mark Horyna

Lange Zeit galt das Verhältnis von Golf zur Umwelt als gestört. Riesige Mega-Projekte, rücksichtslos in dafür denkbar ungeeignetes Gelände getrieben, horrende Ressourcenverschwendung und kopflose Pestizidnutzung machten es umweltbewussten Menschen schwer, sich mit dem Spiel anzufreunden. Dazu kam das selbstverschuldete schlechte Image der Golfer selbst. Golf war oft alles andere als weltoffen und ökologisch aufgeklärt. Viele Außenstehende hielten deshalb den Sport für eine sinnfreie Beschäftigung reicher alter Männer, deren gelangweilter Gattinnen und neoliberaler Yuppies. Das und anderes mehr ruinierten den Ruf des Spiels bei einer zunehmend ökologisch denkenden Bevölkerung.

Wer Golf spielte, galt als egozentrischer Umweltsünder. In die Berge gesprengte Anlagen und grün leuchtende, künstliche Oasen in den Wüsten der Welt sah man als Aushängeschilder einer gierigen internationalen Oberschicht, die sich um nichts als sich selbst zu scheren schien. Konsumkommunistische Kaderkorruption während des kurzweiligen chinesischen Golffiebers trugen zum schlechten Leumund unseres eigentlich harmlosen Sports bei. Auch hier in Deutschland scheiterte manches Projekt am wütenden Widerstand umweltbewusster Demonstranten und an der Sorge zaghaft agierender Beamter.

Doch die Zeiten haben sich, Golf sei Dank, ziemlich geändert. Ob aus Kalkül oder aus einer echten Geistesänderung heraus, mag dahingestellt sein.

Verhaltensänderung innerhalb der Golfwelt

Natürlich gibt es noch das oben Beschriebene. US-Präsident Donald Trump hat als führender Vertreter dieser fiesen Golfergattung unseren Ruf in den letzten Jahren sogar noch weiter ramponiert. Doch fest steht auch, dass verbesserte Umweltauflagen, eine neue Investorenszene und klügere Platzarchitekten viel zum Umdenken und zur Verhaltensänderung innerhalb der Golfwelt beigetragen haben. Top Designer wie Tom Doak, David McLay Kidd und Coore-Crenshaw, deren Prinzipien sich wie Umweltschutzmanifeste lesen, können sich zu Recht vor internationalen Aufträgen kaum retten. Heute werben die besten Anlagen mit Minimal Impact Design, Nachhaltigkeit und sozialem Engagement. Das internationale Golfgeschäft, so scheint es zumindest, hat die Zeichen der Zeit verstanden.

Im GC Schloss Monrepos ist eine Magerwiese entstanden mit einzigartigen Blumen sowie Wildthymian. (Foto: © BWGV)
Im GC Schloss Monrepos ist eine Magerwiese entstanden mit einzigartigen Blumen sowie Wildthymian. (Foto: © BWGV)

Auch in unserer Gegend hat sich eine Menge getan. Traditionell eher konservative Golfclubs und Betreiber sind sich ihrer Verantwortung für Natur und Mensch heute mehr bewusst, als vor dreißig Jahren. Diverse Verbände vergeben Aufzeichnungen für Umweltschutzprojekte. Pestizide werden kaum noch verwendet. Vereine recyceln ihren Grasschnitt, um Scorekarten, Briefpapier und Clubhausmenüs zu drucken, sie verkaufen Bio-Honig von clubeigenen Bienenvölkern und Apfelsaft von den eigenen Obstwiesen. Es gibt Insektenhotels und Nistkästen. Schafe werden zeitweilig als Greenkeeper eingesetzt. Wer früh morgens eine Runde geht, kann oftmals Rehe sehen und Bussarde bei der Jagd beobachten, sieht Hasen hoppeln und manchmal auch einen Fuchs.

Doch Golf, so scheint es mir zumindest, ist umwelttechnisch am Anfang eines recht guten Wegs.

Mark Horyna

Natürlich ist nicht alles im Reinen. Viele von uns können sich noch immer nicht an braune Fairways während der trockenen Sommermonate gewöhnen und bestehen auf sattes Grün auch in der schlimmsten Dürre. Auf den Parkplätzen der Anlagen stehen noch immer zu viele Boliden und SUVs, deren Spritverbrauch einem die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte. Doch Golf, so scheint es mir zumindest, ist umwelttechnisch am Anfang eines recht guten Wegs.

Dieser Artikel wurde am 21.04.2021 erstveröffentlicht.

Über den Autor

Mark Horyna, Golfjournalist

Autor und Filmemacher Mark Horyna lebt und arbeitet in der Nähe von Stuttgart. Seine Texte finden Sie regelmäßig im australischen „Caddie-Magazine“, der deutschen „Heritage Post“, dem schweizerischen „GolfPlus“ und dem österreichischen „Perfect Eagle“. Als „The New Gentleman Golfer“ treffen Sie ihn in den sozialen Medien und gelegentlich auch vor der Kamera. Er hat zudem Golfbetriebsmanagement (IST) studiert und ist Vorstand eines Fördervereins, der sich um den Golfnachwuchs kümmert. Sie erreichen Horyna telefonisch unter 01743330702 und per Mail:

mh@golfstr.de

Portrait Mark Horyna
© Mark Horyna

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