Öko-Heizung und Solarstrom
Golfclub auf dem Weg zur Klimaneutralität
von Jürgen Schaal
Über 30 Jahre verrichtete die Ölheizung im Golfclub Reutlingen-Sonnenbühl zuverlässig ihren Dienst. In den letzten Monaten befürchteten die Club-Verantwortlichen jedoch, dass es vermehrt zu größeren Störungen kommen könnte. Zudem waren die Verbrauchszahlen von Heizöl und Strom sehr hoch. Bei den heutigen Energiekosten ein nicht unerheblicher Posten auf der Ausgabenseite. Deshalb wurde – auch um die Emissionen zu reduzieren – eine moderne und CO2-neutrale Holz-Pellets-Heizung angeschafft. So herrscht in allen Räumlichkeiten der beiden Gebäude des Golfclubs auf sehr nachhaltige Art und Weise der gewünschte Wärmekomfort. Durch eine genau regulierte Heizwasserverteilung werden die Betriebskosten weiter reduziert.
Malerisch fügt sich die Golfanlage im 750 Meter hoch gelegenen Sonnenbühl in die Hügellandschaft der Schwäbischen Alb ein. Laub- und Nadelwälder wechseln sich mit Feldern und Wiesen ab. Hier können Golferinnen und Golfer fernab von jeglicher Alltagshektik und Verkehrslärm ihrem Sport nachgehen und anschließend im großzügigen Clubrestaurant bei einem Getränk entspannen oder sich kulinarisch verwöhnen lassen.
Es liegt in der Natur der Dinge, dass in Gebäuden nach einer gewissen Zeit etwas repariert, ausgetauscht oder erneuert werden muss.
Austausch des Öl-Dino
Im Fall des Golfclubs Reutlingen-Sonnenbühl war es die 30 Jahre alte Ölheizung, die nicht mehr einwandfrei rund lief und drohte schlapp zu machen. Nach mehreren Reparaturen beschloss die Clubführung, den Öl-Dino auszutauschen. Auf Anraten von Peter Weigelt, Mitglied im Club und von Beruf Heizungsinstallateur, fiel die Entscheidung auf eine moderne Holz-Pellets-Heizung. Warum Holz als Energieträger und nicht erneut Öl? „Weil neue Ölheizungen nicht mehr solo betrieben werden dürfen, sondern nur noch in Kombination mit einer erneuerbaren Energieform. Dafür gibt es aber kaum Zuschüsse, während Anlagen, die mit erneuerbaren Energien befeuert werden, vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in hohem Maße gefördert werden“, erläutert Matthias Eschle, Präsident des Golfclubs.
Bei Gesamtkosten von 98.000 Euro für Anschaffung und Einbau der Holzpellets-Heizung durfte der Golfclub einen Zuschuss in Höhe von 45 Prozent bzw. 44.100 Euro in Empfang nehmen. „Dafür bekommen wir jetzt Wärme aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz und leisten damit auch einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz“, freut sich der Club-Präsident. Spezielle Vorrichtungen zur Abgasreinigung etwa wegen Feinstaub waren nicht nötig.
Die Anlage mit einem Wirkungsgrad von 93,1 Prozent liefert genügend Energie, um alle Bereiche des Golfclubs zu beheizen und Warmwasser bereit zu stellen. Dies gilt für Restaurant und Küche, Sekretariat, Proshop, Duschen und WC‘s, Umkleiden, zwei Wohnungen, Werkstatt und darüber hinaus für den Aufenthaltsbereich des Greenkeeping-Teams. Auch das komplette Brauchwasser wird erwärmt – unter Einhaltung der Hygienestandards für Trinkwasser. Die Clubführung rechnet mit einem maximalen Verbrauch von jährlich 30 Tonnen Pellets, das entspricht circa 6.900 Euro. Zum Vergleich: Die alte Ölheizung verbrauchte 17.500 Liter Heizöl bzw. 9.150 Euro. „Die Einsparungen liegen also bei mindestens 2.000 Euro pro Jahr. Hinzu kommt ein deutlich geringerer Stromverbrauch durch neue elektronische Pumpen“, rechnet der Präsident vor. Dazu seien Holzpellets auch wesentlich preisstabiler als Öl und Gas, fügt er hinzu.
Nahezu klimaneutraler Betrieb des Golfclubs
„Eine schwierige Aufgabe war die Schaffung einer Lagerstätte für die Holzpellets. Da die Platzverhältnisse im Heizungsraum sehr beengt waren, musste eine separate Lösung gefunden werden“, so der verantwortliche Planer Steffen Schwab. Ziel war es, einen Jahresvorrat von 25 Tonnen zu lagern. Der ursprünglich dafür vorgesehene Raum war sehr weit entfernt und hätte hohe Investitionskosten für den Brandschutz nach sich gezogen. Also suchte man nach einer Alternative und fand diese in einem unterhalb des Heizungsraumes liegenden Keller. Einziger Nachteil: Etwas wenig Platz, so dass der Pellet-Tank 2,5 mal im Jahr nachgefüllt werden muss.
Der Unterhaltsaufwand für die gesamte Anlage hält sich in Grenzen. Es gibt eine jährliche Wartung durch den Installateur. Weiter muss ca. 4-mal im Jahr der Aschebehälter vom Hausmeister geleert werden. Sind rund sechs Tonnen Pellets verbrannt worden – je nach Witterung ist das nach ein bis zwei Monaten – wird der Aschebehälter abgezogen und mit Rädern wie ein Trolley zur Entsorgung gerollt. Praktischerweise meldet der Kessel per E-Mail, wenn der Behälter voll ist. Von den sechs Tonnen Pellets bleiben am Schluss 25 kg Asche, die problemlos in den Hausmüll gegeben werden können.
Nach der Holzpelletheizung ließ der Golfclub im März 2021 eine Photovoltaik-Anlage auf die Dächer beider Gebäude installieren. Sie übernimmt seither die komplette Stromversorgung inkl. Ladestationen der elektrischen Golfcarts. Nach diesen Investitionen gehört der Club am Biosphärengebiet Schwäbische Alb zu einem der ersten Sportvereine mit nahezu klimaneutralem Betrieb im Musterländle.