Golfen in Cornwall

Perranporth Green 6 - © Benjamin Renner

Wie man Familie und Golf im Urlaub unter einen Hut bekommt – Gast-Blog

von Benjamin Renner

Golfurlaub in Cornwall bedeutet Linksgolf vom Feinsten. Gastautor Benjamin Renner erzählt von dem Golfurlaub im September 2015 mit seinem Sohn, bei dem er wunderschöne Golfplätze in Englands Süden kennenlernen durfte. Darunter waren so renommierte Plätze wie der Mullion Golf Course, der wohl südlichste Golfplatz der Insel, der West Cornwall Golf Club in Lelant, St. Ives, der Perranporth Golf Club und der traditionelle Newquay Golf Club.

Ich muss kurz ausholen. Meine Schwiegereltern verbringen seit 18 Jahren regelmäßig ihren Jahresurlaub in England. Um genauer zu sein in Cornwall. Abgesehen von Schloss oder Gartenbesichtigungen verbringen sie dort ihre Zeit mit dem Golf spielen.
Im Jahr 2013 hat sich der andere Teil der Familie Renner da mal mit rangehängt. Nein, erstmal nur an den Urlaub. Nicht geplanterweise an das Golfen. Wie üblich kommt es ja erstens anders und zweitens als man denkt. Die Twins und ich waren mal zum Schnuppern mit auf einem Golfplatz und haben der Lehrstunde meiner Schwiegereltern beigewohnt. Danach waren wir fällig und süchtig. Nachdem ich hörte, dass sie nur in den 3 Wochen in England spielen und in Deutschland gar nicht, habe ich beschlossen es anders zu machen.

Mullion Course Hole 6 – © Benjamin Renner

So wurde ich zum Golfer. Platzreife im Mai 2014, nächster Urlaub geplant für 2015, wieder Cornwall. Diesmal aber nur 2 Wochen und getrennt von den Schwiegereltern im eigenen Cottage. Im Übrigen neben den B&B Häusern und Camping, die aus meiner Sicht angenehmste Art und Weise dort zu nächtigen.
Geplant war eigentlich, dass die Zwombies und ich ordentlich Golf spielen. Leider war Zwombie 1 (Mischung aus Zwilling und Zombie) so schlau am Anfang des Jahres von der Schaukel zu fallen (mit 12!!!!) und es war klar, dass er für die nächsten 20 Wochen ausfällt. Es musste umgeplant werden, golferisch waren nur noch Zwombie 2 und Papa berechtigt bzw. befähigt zu spielen. Der Spielplan wurde gekürzt.

Nun denn, es kam der Tag der Abfahrt, der Familien-Touran war gepackt, die Golfbags nebst Trolleys in der Dachbox verstaut und wir fuhren am Späten Abend des 27.8. los in Richtung Calais zur Fähre. Nach durchaus anstrengenden 1200km (man ist ja auch keine 20 mehr) kamen wir total erschöpft bei unserem Ferienhaus (Cottage) Ocean Color Blue an.

Mullion Golf Course

Es war klar, dass Zwombie 2 und ich es nicht lange aushalten würden, also war gleich für den nächsten Tag die erste Runde Golf geplant. Das Ziel stand auch bereits vor der Abfahrt fest: Mullion Golf Course. Der wohl südlichste Golfplatz Englands. Genialer Platz, ich liebe ihn und konnte ihn nun 2 Jahre später mit einem ordentlichen Handicap von inzwischen 18 auch endlich mal komplett spielen. Zwombie 2 und ich hatten riesig Spass dabei. Besonders erwähnenswert ist das Loch 6. Ich würde es das Signature Hole nennen, auch wenn es viele andere dort gibt, die man in Richtung Meer spielt, und alle haben einen atemberaubenden Blick auf den Atlantik.

Mullion Course – © Benjamin Renner

Die Bahn 6 aber besticht durch die Architektur selber. Man steht gefühlte 100 Meter über dem Grün (ja ich weiss, es sind eigentlich weniger, aber es wirkt so). Rechts out of bounce und links komisches Gestrüpp, in dem man seinen Ball weder suchen noch finden möchte. Die einzige aktzeptable Option ist: „Triff das Fairway oder gleich das Grün!

Mullion Course Panorama – © Benjamin Renner

Wir haben stets von Weiss gespielt, was in dem Fall bedeutet: 311 Yards Par 4, S.I. 17. Ein recht kurzes, aber gar nicht so einfaches Loch. Lt. Birdie Book sollte man ca. 20m links vom Grün landen um einen Lucky-Bounce aufs Grün zu erhalten. Naja, wir haben uns beide auf „grade spielen“ beschränkt. Hat funktioniert.
Es gibt im Grunde kein wirklich schlechtes Loch. Das liegt meiner Ansicht nach eindeutig an der Umgebung. Man kann hier einfach nicht umhin dauernd aufs Meer zu gucken. Unfassbar!

West Cornwall Golf Club

Der nächste Kurs in der Planung war der West Cornwall Golf Club (WCGC) in Lelant, St. Ives. Übrigens, wer hier wirklich mal Urlaub machen will sollte abseits des Golfplatzes auf jeden Fall seine Zeit einem Besuch von St. Ives widmen. Ja, sicherlich in manchen Teilen viel typisches Touristen-Zeugs, aber dennoch eine wunderschöne, auf jeden Fall aber: „A typical cornish town!“. Genialer Surferstrand, gutes Essen, Einkaufsmöglichkeiten und noch viel mehr. Unbedingt mit einplanen!

WCGC Hole 2 – © Benjamin Renner

Für den WCGC hatten wir uns vermutlich einen der stürmischsten Tage des Jahres ausgesucht. Der Norddeutsche wäre blass vor Neid im Hinblick auf „die steife Briiiiiese“. Zwombie 2 und ich sahen uns einer völlig neuen Herausforderung gegenüber: Spielen mit oder gegen den Wind. Ich sag euch, wir hatten Spass. Die ersten drei Bahnen liefen recht gut, da diese noch geschützt von Hügeln waren. Danach aber ging´s ab! Zu unserem Glück war vor uns ein 4er Flight älteren Semesters, dann wir zwei und hinter uns ein Ehepaar. Wir mussten warten, der Flight hinter uns lief am Abschlag der Bahn 4 auf. Wir boten höflich das Durchspielen oder Mitspielen an. In Anbetracht des 4er Flights davor entschlossen sie sich dazu sich uns anzuschließen. Das war das Beste was uns passieren konnte.

Das gekaufte Birdie-Book konnte ich einpacken, denn „Peter“ konnte mir jeden Grashalm erklären und wusste natürlich immer genau wo wir hinspielen mussten. Das erstaunlichste und auch immer wieder vorkommende auf allen Plätzen war diese ungeheure Platzkenntnis. „Play left of the Marker!“ – Man schlägt, das Ding (der Ball) semmelt ungefähr in die geplante Richtung und der „Local“ meinte nur „Nice Shot, we´ll find ´em!“. Du selber denkst, dass du das Bällchen nie im Leben wiederfinden wirst, aber hey, Peter wird schon recht haben. Siehe da, er und alle die noch nach ihm mit uns in England Golf spielten sollten recht behalten. Die Jungs wissen einfach IMMER wann ein Ball safe ist und wann nicht. Hier die Bahn 3 (soweit ich mich richtig erinnere). Hier war der Wind noch kaum zu spüren.

WCGC St. Ives Train – © Benjamin Renner

Ziemlich amüsant, aber in UK wohl scheinbar völlig normal, ein Zug begleitet dich die ganze Zeit während deines Spiels. Zwischen Platz und Küste verläuft die Bahnlinie die direkt nach St. Ives führt und die Zugführer machen sich scheinbar einen Spass daraus, immer dann zu „tuuuuten“, wenn der hilflose Golfer am Abschlag steht. Wir haben hier mit dem Wind Erfahrungen gemacht, die man meiner Ansicht nach aus Deutschland eher selten kennt. Unfassbar. Das schöne, hier kann man jeden Hook und Slice abtun mit „Hast du gesehen wie der vom Wind mitgenommen wurde?

WCGC: Wo ist der Fairway? – © Benjamin Renner

Auch hier gibt es viele schöne Bahnen, da wir aber mit Mitgliedern gespielt haben, wollten wir das „Geknipse“ auf ein Minimum reduzieren. Hier konnte ich aber einfach nicht widerstehen.

Perranporth Golf Club

Eigentlich wollten wir noch Cape Cornwall und Newquay spielen. Mein UK Pro Ian vom Mullion Golf Club sagte mir allerdings ich solle doch, wenn meine Zeit eh fremdbestimmt ist, anstatt Cape Cornwall lieber Perranporth spielen. Etwas weiter nördlich gelegen, aber die Begründung war zu genial. Ich versuche es mal ordentlich zu übersetzen, bitte verzeiht mir die Fehler vorab:

„A true Links Course and maybe one of the oldest! There is only one reason this course might be closed it´s when you see an Arch on the horizon. If not, you can play!“

Perranporth Golf Club


Sinngemäss bedeutet das „Hey, es gibt nur einen Grund den Platz zu sperren und zwar wenn du eine Arche vom Horizont herankommen siehst!“ Sprich der Platz müsste vom Meer überflutet worden sein.
Also, Startzeit gebucht und auf geht’s!

Perranporth Hole 2 – © Benjamin Renner

Perranporth Golf Club liegt oben auf einer Klippe und man sieht den Platz und die Spieler bereits bei der Anfahrt aus einiger Entfernung. Ein recht beeindruckendes Bild wie ich finde.

Perranporth Panorama – © Benjamin Renner

Man ist noch nicht am Ort selber angekommen und sieht dahinter bereits den Golfplatz. Wenn das Wetter dann noch mitspielt ist es nochmal beeindruckender.

Perranporth Green 6 – © Benjamin Renner

Wir hatten uns auf das Schlimmste eingestellt was den Wind angeht, aber weit gefehlt. An dem Tag, nix. Null, Niente, Nada! Tote Hose. Erstaunlich gute Ergebnisse für Zwombie 2 und mich. Allerdings sagten uns die Locals, die wir auch hier wieder mit dazu genommen haben, dass das kein normaler Tag war und wir gerne wiederkommen können, wenn mal normales Wetter herrscht. Wir haben beschlossen uns dann lieber weiter in unseren guten Ergebnissen zu sonnen.

Newquay Golf Club

Newquay ist für mein Empfinden von allen Kursen, die wir im Urlaub gespielt haben, noch der traditionellste. “Non-Members bitte nicht in die Members Area im Clubhouse!” Aber hey, das ist schon ok. Dafür ist es ja auch ihr Club!

Somewhere on the Newquay Course – © Benjamin Renner

Sein Greenfee entrichtet man im ProShop und dort meldet man auch sein Auto an damit man nicht abgeschleppt wird. Warum? Naja Newquay lebt eher von den Surfern als von den Golfern und somit will so mancher Strandbesucher gerne sein Auto kostenfrei auf dem Parkplatz des Golf Clubs parken, was die Mitglieder und Besucher des Clubs dann doch nicht so lustig finden.

Newquay Course Panorama Hole 1 – © Benjamin Renner

Golftechnisch wurde uns gesagt, dass der Platz über 108 Bunker hat. Ich hab mindestens 100 davon persönlich kennen gelernt. In Ehrfurcht bin ich versunken als Zwombie 2 aus einem Topfbunker dessen Wand doppelt so hoch war wie er selber mal eben ganz entspannt den Ball mit dem 2. Schlag tod an den Stock gelegt hat! Respekt!

Besonders interessant finde ich ja den Umstand, dass man seine Murmel mehrfach über den Weg schlagen muss, auf dem in der Regel ordentlich Verkehr runter zum Strand stattfindet. Geschützt wird der Weg durch Gitterdächer, aber manchmal sind die auch etwas durchlässig und es kommt vor, dass Fußgänger plötzlich um die Ecke linsen und fragen „Is this your ball?“Wie immer, auch hier geniale Spielsituationen mit guter Aussicht, blind Holes noch und nöcher. Rough ist recht human, also entweder da oder weg. Wie bereits erwähnt, wer auf Bunker steht findet hier jede Menge neue Freunde.

Als Abschluss noch ein Bild vom Sonnenuntergang am Strand von Newquay. Eine bessere Belohnung als mit der gesamten Familie einen solchen Urlaub zu geniessen gibt es nicht!

Sonnenuntergang Newquay Beach – © Benjamin Renner

Das waren wunderbare zwei Wochen Urlaub mit vier Runden auf echten Links-Plätzen. Den Rest der Zeit haben wir mit der Familie verbracht, uns Schlösschen und Städte angeschaut und einfach mal die Seele baumeln gelassen zu haben. Zwombie 2 und ich haben beschlossen diese Plätze auf jeden Fall noch einmal zu bespielen, denn Wert sind sie es auf alle Fälle! Dann sicherlich auch mit Zwombie 1 gemeinsam, denn der hat jetzt nämlich Schaukelverbot!

Zwombie 2 and Dad – © Benjamin Renner

Für 2016 steht eine Wohnmobilrundreise durch Schottland auf dem Plan. Diesmal aber ausschließlich zum Golf spielen und ganz ohne Schlösschen.

Links zum Quartier und den Plätzen

www.cornishcottages.co.uk/cottages-cornwall/St_Michaels_Mount/Ocean_Colour_Blue

www.mulliongolfclub.co.uk

www.westcornwallgolfclub.co.uk

www.perranporthgolfclub.co.uk

www.newquaygolfclub.co.uk

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